Warum taten sich die Menschen, die damals k e i n e Zierpflanzen hegten, diese Mühe an?
Die Antwort ist eine mythologische:
Die in Spiralen des Goldenen Schnittes angelegte, immergrüne Rosettenpflanze, deren Blattspitzen nach oben „stechen“, auch "Donarwurz" bzw. „Donnerwurz“ genannt, half mit, die Behausung vor Unheil zu schützen, besonders vor den Blitzen des Wettergottes Donar! – Da oben, sich selbst überlassen, lebte und grünte sie, vermehrte sich durch Ausläufer, die mit einer Nabelschnur mit ihr verbunden blieben, schickte dann und wann sternförmige, rosa-gelbe Blüten auf langen, starken Stängeln gegen den Himmel und - wurde uralt.
S i e, die da auf dem Dach, wurde selbstverständlich nicht gegessen. Dazu mussten wild gefundene herhalten. Zu i h r stieg man nur hinauf, wenn ein Hausmitglied von stechenden Ohrenschmerzen geplagt wurde. Dann zupfte man andächtig ein spitzes, reifes Blatt aus ihrer Rosette und träufelte seinen Saft in das erkrankte Ohr.
Wir Menschen des 21. Jh. pflanzen Hauswurzen, deren botanischer Gattungsname „Sempervivum“ ins Deutsche übersetzt „immerlebend“ bedeutet, nach wie vor gerne auf „Behausungen“, nämlich auf jene, in denen sich die sterblichen Reste unserer Lieben befinden. Wie viele Immergrüne gilt sie als Symbol für ein unbesiegbares Leben – wunderschön ausgedrückt durch ihre langsam, aber stetig wachsende Spirale aus einzelnen Blättern!