Doch bereits seit der Antike wird aus ihr, einer Herzöffnerpflanze, Labdanum gewonnen!
LABDANUM / LADANUM
LABDANUM IST EIN HARZ. Es wird gelegentlich auch als LADANUM bezeichnet (um die Verwirrung zu vergrößern: es gibt auch ein Laudanum ;).
Beim Verräuchern oder als Parfum aufgetragen, wirkt es nicht nur desinfizierend, sondern durch seinen warmen, ambraartigen Duft auch entspannend und bezaubernd. Auf Zypern war es der Liebesgöttin Aphrodite geweiht. - Sein Duft durchzog Tempel und Bäder und wurde als traditionelle Abendräucherung genossen.
- Praktische Tipps zur Verräucherung von Labdanum:
- Labdanum ist geruchsstark und wird in kleinen Stücken verräuchert. Allein oder zusammen mit einem Harz, das eine Zitronennote einbringt, z.B. Burgunderharz (Fichte), Mastix, Indischer oder Afrikanischer Weihrauch.
- Wärme erhöht die Klebrigkeit von Labdanum. In diesem Fall wird es zum Verräuchern mit dem Griff des Räucherlöffels oder mit einer Messerspitze entnommen und gegebenenfalls auf einem Stück Burgunderharz etc. platziert.
- Falls Sie Labdanum in Form kleiner Harzstückchen erworben haben, lagern Sie sie am besten im Kühlschrank. Sie kleben dann nicht zusammen und lassen sich einzeln verwenden.
Woher stammt Labdanum / Ladanum, das immer noch heiß begehrte Harz?
Gewonnen wurde und wird das wertvolle, klebrig elastische Harz aus verschiedenen Arten von Zistrosen, die in Meeresnähe auf sonnigen Hängen von Mittelmeerländern gedeihen:
Im Sommer tritt unter Sonneneinwirkung das balsamisch-holzig duftende Harz aus den Blättern und Zweigen dieser anmutigen, 100 - 250 cm hohen Sträuchern.
Seit der Antike wird dieses Harz unter der Bezeichnung „Labdanum“ für Räucherwerk und in der Parfümherstellung, wo es neben seinem Duft auch als gutes Fixativ dient, gerne verwendet.
Am meisten geschätzt wurde das Labdanum der Kretischen Zistrose! Es wurde rund um das Mittelmeer in großem Umfang gehandelt. - Auch eine Textstelle des Alten Testaments, 1. Moses 37, berichtet davon: "Und sie setzten sich, um zu essen. Und sie hoben ihre Augen auf und sahen: Und siehe, ein Zug Ismaeliter kam von Gilead her; und ihre Kamele trugen Tragant und Balsamharz und Ladanum; sie zogen hin, um es nach Ägypten hinabzubringen."
Wie wurde Labdanum / Ladanum damals gewonnen?
Hirten sammelten es ein. Wie sie das bewerkstelligten, überlieferte uns der griechische Gelehrte Dioskurides:
Sie trieben in der Mittagshitze die Ziegen durch das dichte, duftende Buschwerk der Kretischen Zistrose und kämmten anschließend die Harzklümpchen aus Fell und Bart der Tiere. –
Wer sich nicht ganz auf die "unberechenbaren" Tiere verlassen wollte, fegte selbst mit einer Art Mop über die Pflanzen, um das abgesonderte Harz einzufegen.
Niktaris Dimitris kämmt sein Labdanum noch heute auf diese traditionelle Art von den Blättern der Kretischen Zistrose.
Und heute?
In der Regel gewinnt man das Labdanum heute jedoch anders:
Schon längst sind die Hirten durch Maschinen ersetzt, die in Plantagen die Zweige der Zistrosenbüsche abschneiden und sammeln. Anschließend wird aus dem Pflanzenmaterial das Harz extrahiert. Aus dem Labdanum wird durch Wasserdampfdestillation Labdanumöl gewonnen, das ebenfalls in der Parfümerie und Seifenindustrie Verwendung findet.
Heute wird Labdanum meist aus der hochwachsenden Lack-Zistrose (Cistus ladanifer) gewonnen, weil sie bedeutend mehr Harz als andere Zistrosen-Arten produziert. Da die Lack-Zistrose auf der Iberischen Halbinsel besonders gut gedeiht, findet die Labdanum-Produktion überwiegend dort, u.z. in Spanien, statt.