Aus der Geschichte des Hanfes
Hanf (Cannabis sativa) ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. In China wurde Hanf schon vor mehr als 10.000 Jahren als Heilmittel gegen Malaria, Rheuma und andere Unpässlichkeiten eingesetzt. Bei hinduistischen Zeremonien verwendete man Hanf als Schutz gegen das Böse und von Buddha heißt es, er habe sich auf seinem Weg zur Erleuchtung nur von Hanfsamen ernährt, die die rauschhaltige Substanz Tetrahydrocannabinol-THC enthalten. Über Indien und Mesopotamien (dem heutigen Irak) trat der Hanf seinen Siegeszug um die Welt an. Die alten Griechen und Ägypter kleideten sich öfter in Gewebe aus Hanf und kannten die angenehme Wirkung von Cannabis-Gebäck.
In Europa sind die ältesten Funde ca. 5500 Jahre alt und stammen aus dem Raum Tübingen. Kaiser Karl der Große erließ um 800 n.Chr. das erste Hanfgesetz. Es verpflichtete seine Untertanen zum Anbau dieser für seine Kriegspläne so wichtigen Rohstoffquelle. Über Spanien fand im 13 Jh. eine weitere Anwendung der Hanffaser ihren Weg nach Europa: die Papierherstellung. So entstand in Nürnberg bereits 1290 die erste Papiermühle auf deutschem Boden. Gutenberg druckte 1455 seine berühmte Bibel auf Hanfpapier. Auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung ist auf unverwüstlichem Hanfpapier geschrieben. Im 17. Jh. erlebte der Hanf in Europa seine Blütezeit. Fast alle Schiffssegel, Seile, Netze, Flaggen bis hin zu den Uniformen der Seeleute wurden wegen der Reiß- und Nassfestigkeit aus Hanf hergestellt. Jedes Schiff benötigte für seine Grundausstattung alle 2 Jahre 50-100 Tonnen Hanffasern.
Der Niedergang des deutschen und westeuropäischen Hanfanbaus begann im 18. Jh. und setzte sich bis Ende des 20. Jahrhunderts fort. Ursachen dafür waren die Mechanisierung der Baumwollspinnerei, der Rückgang der Segelschifffahrt, die Herstellung von Papier aus Holz und die Entwicklung von synthetischen Fasern. Im 20. Jahrhundert setzten Versuche ein, Hanf wegen seiner berauschenden Wirkung zu verbieten, aber auch weil die Baumwollindustrie im Hanfanbau einen gefährlichen Konkurrenten sah und die Pharma-Industrie ihre Medikamente lieber auf chemischem Weg erzeugte, da dabei der Gewinn größer war. Die italienische Regierung beantragte auf der Opium-Konferenz in Den Haag1911/12, Cannabis zusammen mit Opium, Morphium und Kokain den gleichen strengen Regeln und Strafen zu unterwerfen, was aber abgelehnt wurde. Auf der Genfer Opium-Konferenz 1924 fasste man jedoch - ohne vorher Experten anzuhören - solch einen Beschluss. Diesem Vorgehen schlossen sich die osteuropäischen Länder nicht an, und deshalb konnte in Rumänien, also auch in Groß-Alisch, weiterhin Hanf angebaut werden.
In Deutschland dagegen stellte auf Druck der Pharma-Industrie 1929 ein neues Opium-Gesetz den Besitz von Cannabis unter Strafe. Erst die Studentenrevolte von 1968 brachte Hanf wieder auf die Tagesordnung. Als Reaktion darauf wurde Cannabis vollständig verboten und 1982 auch der Anbau von Hanf unter Strafe gestellt. 1996 kam es zur Zulassung von Faserhanfpflanzen mit dem Wirkstoffgehalt THC von unter 0,3 %. Wegen der langen Zeit des Verbots gibt es heute jedoch sehr wenige Einrichtungen für die Verarbeitung des Hanfs und es verschwand auch das vieltausendjährige Wissen um eine der ältesten Kulturpflanzen fast völlig.