Die Wasserröste
Die Trennung der Faser vom Stängel erfolgte durch die Wasserröste. Dafür wurde eine geeignete Stelle in einem Gewässer gesucht, meist dort, wo die Große Kokel eine Tiefe von 1-1,5 Meter hatte und womöglich eine kleine Bucht bildete, wo das Wasser ruhiger floss.
Es wurden Pfähle im Abstand von 2 Metern zweireihig in den Boden geschlagen, an welche die Bußen angebunden wurden. Gleichzeitig verband man sie auch untereinander. Die Stängel sogen sich voll mit Wasser, sie wurden schwerer und gingen unter. Zusätzlich wurden noch Äste, Steine oder Erde darauf gelegt, denn es war wichtig, dass die Bußen während der Röstzeit unter Wasser blieben. Die Röste dauerte je nach Wassertemperatur 2-3 Wochen. In der Zeit der Röste musste regelmäßig kontrolliert werden, ob noch alles befestigt war und der Hanf vollständig im Wasser lag. Es gab auch Jahre mit Hochwasser, wo so manchem Bauern der Hanf weggeschwemmt wurde. Wenn die Fasern sich vom Stängel lösten und der Hanf eine hellere, grauweiße Farbe bekam, war die Röste beendet.
Es folgte das Hanfwaschen. Die Bußen wurden auseinander genommen und jede Raiste einzeln gewaschen. Das Waschen erfolgte durch Aufschlagen der Raiste auf die Wasseroberfläche, bis die Raiste weiß war. Der Hanfwäscher stand dabei bis über dem Knie im Wasser und schlug die Raiste über den Kopf schwingend ins Wasser. Das war keine leichte Arbeit und die ganze Familie war dann gefragt. Die gewaschenen Raisten wurden pyramidenartig am Ufer zum Trocknen aufgestellt, am Abend aufgeladen, zum Hof gebracht und die nächsten Tage dort bis zur vollständigen Trocknung aufgestellt.