Essbare Wildpflanzen werden verleugnet, aber sie sind treu
Essbare Wildpflanzen werden verleugnet, aber sie sind treu
Allerdings zeichnete sich bereits im Mittelalter die zwiespältige Einstellung der Menschen, auch des sogenannten „kleinen Mannes“, zu ihren nahrhaften und gesunden Wildpflanzen ab: Einerseits wurde ihnen durch die Essgewohnheiten der Reichen, die sich hauptsächlich von Fleisch und Weißbrot ernährten und Gemüse, Roggen und Vollkorn nicht schätzten, vor Augen geführt, dass sie sich das nicht leisten können und „arm“ sind, anderseits wussten sie von der Kraft der Wildpflanzen, die Getreidebrei und Bohnengericht ergänzten und ihnen Gesundheit schenkten.
So schielten sie nach den Essgewohnheiten der „Stars“ und, sobald sie es vermochten, übernahm ein Großteil diese und verbannte die wilden Nahrungspflanzen (Ampfer, Brennnessel, Malve, Portulak, Barbarakresse, Melde, Rapunzelglockenblume, Klette, Alant …) und alte Kulturpflanzen (Dicke Bohne, Linsen, Hirse, Gerste, Roggen, Buchweizen …), die für sie nur mehr mit Not und Armut verknüpft waren, vom Speisezettel, … um sich allerdings in Not- und Kriegszeiten wieder an sie zu erinnern, um mit ihrer Hilfe zu überleben, wie ein Beispiel unter Abertausenden zeigt: Peter Od., ein hochgewachsener, schmaler ungarischer „Prinz“, dem sein Wissen über essbare Pilze in den Kriegswirren des 2. Weltkrieges im Land Salzburg das Leben rettete.
Auch Astrid Scharlau schildert aktuell in ihrem spannenden Buch über griechisches Alltagsleben im 20. Jahrhundert „Zwei Türen hat das Leben. Erinnerungen von Dimitris Mandilaras“, wie die Menschen der entlegenen Dörfer der Insel Naxos während der italienischen Besatzungszeit durch ihre „Horta“ (= essbare Wildpflanzen) überlebten, „solange sie Olivenöl hatten“.