Klostermedizin und Heilkunst im Mittelalter
Die Wurzeln der Klostermedizin reichen in die unsichere Zeit der Völkerwanderung und des Zusammenbruchs des weströmischen Reiches zurück, in der es zum Verschwinden des bis dahin bestehenden medizinischen Systems kam.
An ihrem Anfang stand der charismatische Benedikt von Nursia ( 480 – 547 n. Chr.), Gründer des Klosters Montecassino und Begründer des christlichen Mönchstums, mit seiner Regel, den Kranken zu helfen. Er handelte dabei nach seinem Gewissen und gegen die damals gängige kirchliche Lehre, die Krankheit als Strafe Gottes und als Chance ansah, Seelenheil zu erlangen. Die Krankheit dürfe daher nicht mit menschlichen Heilmaßnahmen „künstlich“ verkürzt und erleichtert werden, denn einzig Gottvater schickt Krankheit und nimmt sie wieder. Doch orientiert an Jesus, den Heiland, der hilfesuchende Menschen spontan körperlich und seelisch heilte, auch dann, wenn es der Priesterkaste nicht in ihren Kram passte, verfügte Benedikt von Nursia im Kapitel 37 seiner ‚Regula’: „Die Sorge für die Kranken steht vor und über allen anderen Pflichten." In speziellen Klosterräumen sollen „Diener“ für die Pflege der Kranken zuständig sein. Daraus entwickelte sich das Klosterhospital mit Mönchsärzten, Klosterapothekern und Klostergärten mit ihren Heilpflanzen und Nahrungspflanzen.
Benedikt forderte von den Mönchen neben Herzensbildung auch Schulbildung: Jeder Mönch war angehalten, jährlich wenigstens ein religiöses Buch zu lesen und sich in der Kunst des Schreibens zu üben. Bis zur Erfindung des Buchdrucks (ca. 1450) wurde das Klosterwissen handschriftlich verbreitet.