Nachwirkungen der Lehre Galens
Nachwirkungen der Lehre Galens
Neben dem Heilpflanzenwerk der Dioskurides beeinflusste die Lehre Galens nicht nur Hildegard von Bingen, die sie aus klösterlichen Handschriften kannte, und Paracelsus, sondern die gesamte Medizin bis ins 19. Jhd. hinein am nachhaltigsten. Galens Werke wurden kurz nach der europäischen Erfindung des Buchdrucks in lateinischer Übersetzung als „Galeni Omnia Quae Extant Opera“, auch einfach „Opera“ („Werke“) genannt, gedruckt. Eines dieser wertvollen Bücher befindet sich in der größten Klosterbibliothek der Welt, im Stift Admont, Österreich.
Wobei die Lehre Galens allerdings auch viel Schaden anrichtete, da Galen die anatomischen Kenntnisse, die er sich bei Sektionen von Tieren erworben hatte, 1:1 auf den Menschen übertrug. Seine Errungenschaften wurden als so vollständig betrachtet, dass man keinen Anlass zum selbständigen Forschen sah.
Erst gut 1300 Jahre später erkannte der flandrische Arzt Andreas Versalius, dass Galen wohl nie einen Menschen seziert hatte und begann selbständig zu forschen. Noch im 17. Jhd. wurde der englische Arzt W. Harvey von Anhängern Galens hart angegriffen, als er seine organisch richtigen Studien über den Blutkreislauf veröffentlichte.
Außerdem wurde bei der medizinischen Behandlung nach Galen der Schwerpunkt immer mehr auf das alleinige Ausleiten der kranken Säfte durch Klistiere, Schröpfen und Aderlass gelegt, was den erkrankten Körper überstrapazierte, schließlich zusätzlich schwächte und den Tod schneller herbeiführte, wie bei Mozart 1791, Kaiser Leopold II. 1792, George Washington 1799 und vielen Ungenannten!