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Einige Rezeptbeispiele für besondere Heilmittel aus der Volksmedizin
Einige Rezeptbeispiele für besondere Heilmittel aus der Volksmedizin

Einige Rezeptbeispiele für besondere Heilmittel aus der Volksmedizin

 

Einige Rezeptbeispiele für besondere Heilmittel aus der Volksmedizin 

( Quelle: „Poppendorfer Arzneibücherl“, 1780 )

 

Bei Fieber:

„Man gibt drei Radel Kren, drei Radel Kalberzwurzen (Kalmus) und drei Wipfel Wermut in ein Seitel Wein, alles 24 Stunden stehen lassen und bei Fieber trinken.“ Worterklärungen: Radel = Scheiben, Kren = Meerrettich, u.a. ein pflanzliches Antibiotikum, Seitel =  333 ml
Oder / und:
Bei großer Hitze im Kopf legt man auf die Fußsohlen "Krendampfl" (Sauerteig mit geriebenem Kren), auch noch auf Waden und Genick.

 

Bei Gelbsucht:

Gegen die Gelbsucht "nimm Gänsekot, ein halbes Quintel; in Wein eingenommen und dies öfters."
Oder:
"Man tut Eier fest sieden und ein Dotter heraus und das Weiße bei der Mitten auseinanderschneiden und zwei Schnüre durchziehen und über die Achsel auf den Rücken binden." Worterklärungen: Quintel = das Gewicht von 4 Pfennigen, Dotter = Eigelb (Also: Das Gelbe muss weg!), Achsel = Schulter

 

 

Weitere Ratschläge und Sprüche, die sich selbst erklären - oder auch nicht ;)  

(Ausführlicher nachzulesen in dem Buch „Kräuterweiber und Bauerndoktoren“ , J. Schleich, 2010)

 

Bei Karbunkeln:

Spruch: "Oh du Karbunkel, wie bist du so rot und so dunkel, mit Gott Vater such ich dich, mit Gott Sohn find ich dich, mit Gott Heiliger Geist vertreib ich dich. Helf Gott Vater, Helf Gott Sohn, Helf Gott Heiliger Geist!" - Danach haucht man kreuzförmig über das Karbunkel und bete drei Vaterunser.

 

Beseitigung von Warzen:

Man spricht in der Neumondnacht die Beschwörungsformel: "Was ich sehe, soll wachsen, was ich streiche, soll vergehen." (Also den Blick nicht auf die Warze richten! ;)

 

Krankheit abgeben:

Bei Gicht und Ischias geht man im Frühjahr zu einem grünen Baum, ergreift mit der rechten Hand einen Ast und spricht: "Jetzt greif ich dich, grüner Ast, nimm von mir die schwere Last, das Reißen, das Schwinden und die Gicht, das alles sollst du haben und ich nicht, das zähl ich mir zugute." (Am besten eine Birke aussuchen und gleich Blätter für einen entsäuernden Tee mitnehmen!)

 

"Schwund-Abbeten":

Das ist ein ernstes Thema, denn bei „Schwund“ handelt es sich um Schwindsucht, das ist Tuberkulose, abgekürzt TBC,  und seit Urzeiten eine weltweite, sehr schwere bakterielle Infektionskrankheit. Sie wird von Mensch zu Mensch, aber auch von Tier zu Mensch übertragen, aktuell: vom erkrankten Wild. TBC führt immer noch die weltweite Statistik der tödlichen Infektionskrankheiten an! Lebensrettende Hilfe bringt hier die Schulmedizin durch verschiedene, speziell gegen die Erreger wirksame Antibiotika!! 

Vor ihrer Entdeckung führte die Hilflosigkeit dieser Erkrankung gegenüber zum ernsthaft durchgeführten „Schwund-Abbeten“:
Der / die Erkrankte muss bei aufnehmendem Mond in Richtung Osten blicken. Mit einer Wolfskralle werden über die schmerzende Stelle drei Kreuze gezogen, die Dreifaltigkeit angerufen und über die schmerzende Stelle drei Kreise gezogen. Dabei sagt der / die Heilkundige:
"Oh du Schwund, muasst aus dem Grund, March und Bein, Fleisch und Bluat, aft is schon guat."

 

Theriak: 

 „Theriak“, dieses über Jahrhunderte verwendete Wundermittel, das Heilpflanzen und Giftpflanzen enthielt, ist ein gutes Beispiel für eine Art „besonderer“, jahrtausendealter Medizin:

 

  • Wurde zur Zeit des Asklepios der Theriak als Gegengift bei Schlangenbissen aus Anis, Fenchel und Kümmel gemixt, ging man später dazu über, neben zahlreichen anderen Zutaten, um ein Allheilmittel zur Hand zu haben und, um den Körper an mögliche, von Feinden verabreichten Gifte zu gewöhnen, Giftschlangen selbst und auch Opium unterzumischen.
    • Kaiser Nero hatte zur Sicherstellung seines täglichen Theriakverbrauchs Massen von Rohopium gelagert.
    • Galen verabreichte seinem Schützling Marc Aurel wegen Schlafschwierigkeiten regelmäßig Theriak mit dem Erfolg der Drogenabhängigkeit des Kaisers. Als genauer Beobachter verfasste er daraufhin das erste Krankheitsbild eines Drogenabhängigen.
  • Der Siegeszug (Besser: Kriegszug?) des opiumhältigen Theriaks führte von der Antike weg über 2000 Jahre durch ganz Europa, verbreitet nicht nur durch Ärzte und Apotheken, sondern auch durch den Stand der Theriakhändler
  • Bei Interesse finden Sie hier ein umfangreiches Haus-Theriak-Rezept, nicht mit Vipern- oder morphinhältigem Krötenfleisch, sondern mit Menschenfleisch.
  • Und, sehr abgeschlankt, wurde hier ein Theriak-Rezept aus alter Tradition modern entwickelt. Natürlich, außer Alkohol, keine Giftstoffe! 

 

TIPP

Eine Quelle verschiedenster, spannender Beispiele für sonderbare Rezepte ist das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens.