AUSSEHEN UND NAMEN
Der Weißdorn ist ein weißblühender, mit kräftigen Dornen versehener 3 m bis 8 m hoher Strauch bzw. Kleinbaum, der in ganz Europa, von Irland bis Kreta auf der Omalos Hochebene, entdeckt werden kann. Er gedeiht auf sonnigen bis halbschattigen, kalkreichen, nicht zu fetten Böden in lichten Kiefernwäldern, an Waldrändern, Feldrändern und in Hecken zu finden, oft gemeinsam mit anderen Rosengewächsen wie Schlehdorn, Heckenrosen und Brombeeren.
Unzählige Tiere finden in so einer Hecke Nahrung und sicheren Unterschlupf! Wer Tiere in seinen Garten locken möchte, pflanze so eine Wildhecke, aber ohne Brombeeren! Diese geben zwar vielen Schmetterlingen Nahrung, wuchern aber unwahrscheinlich in die Breite, Höhe und Tiefe.
Man spricht landläufig einfach vom "Weißdorn", doch botanisch gesehen gibt es den "Eingriffeligen Weißdorn" (Crataegus monogyna) und den "Zweigriffeligen Weißdorn" (Crataegus laevigata). Sie unterscheiden sich, wie diese Bezeichnungen andeuten, an der Anzahl ihrer Griffel pro Blüte. Dementsprechend besitzt dann jedes ihrer Früchtchen 1 Kern oder 2 Kerne oder 3, denn Blüten des Zweigriffeligen Weißdorns können auch 3 Griffel haben. - Und es gibt viele natürliche Weißdorn-Hybriden, denn beide Arten kreuzen sich untereinander und mit anderen Weißdornarten.
Alle Weißdornarten zeichnet ein besonders hartes Holz aus, was ihnen ihren botanischen Gattungsnamen „Crataegus“ verlieh: griechisch krataiós = stark, hart.
MYTHEN UND SAGEN
Alle Weißdornarten hüllen sich im Vollfrühling ihr knorriges, dorniges Geäst in eine schneeweiße, von Bienen summende Blütenwolke, die einen ihr eigenen (leicht fischigen?) Geruch verströmt. Dieses Wesen des blühenden Weißdorns, bedornt, weiß und speziell duftend, fand Eingang in die Sagenwelt:
Germanen und Kelten pflanzten den Weißdorn in ihre Hecke und wiesen ihm die Aufgabe zu, ihr Gehöft vor wilden Tieren und schadenbringenden Geistern zu schützen. Er war mit seinem dornigen Geäst, der strahlend weißen Blüte und dem harten Holz ihr Schutzbaum schlechthin!
Hier wohnen die guten Elfen. Hier verband sich die schöne Fee Viviane (Nimue) mit Merlin, dem weisen Zauberer der keltischen Mythologie, und bannte ihn, als er schlief, mit seinen eigenen Zaubersprüchen, sodass er selig träumend nie mehr entweichen kann, wenn nicht sie es will.
Die "wahre" Geschichte eines königlichen Schutzbaumes:
König Artus, so erzählt die Sage, ließ sich jedes Jahr einen blühenden Zweig des Weißdorns bringen, der auf dem Gelände von Glastonbury Abbey, einer Abtei der Benediktiner in England, wuchs.
Der Legende nach war dieser uralte Weißdorn der Wanderstab des Joseph von Arimathäa, der dort wurzelte, als er den Abendmahlskelch vom Heiligen Land nach England brachte und seinen Wanderstab in die Erde rammte. Dieser Weißdorn blühte zweimal im Jahr: Einmal im Frühjahr, zur Zeit der Lebensfreude, das zweite Mal zur Weihnachtszeit, der Zeit mit dem Blick in die Anderswelt.
Heinrich der VIII., der sich zum Oberhaupt seiner Church of England machte, ließ die Abtei aufheben, Abt und Mönche hinrichten. Die Gebäude verfielen, doch das Volk pilgerte weiterhin zum Heiligen Dornbusch von Glastonbury , bis er während des Bürgerkrieges (17. Jh.) von einem Soldaten umgehackt wurde.
Aber inzwischen wuchsen um ihn herum seine Sämlinge, die der Soldat nicht bemerkt hatte, und sie begannen zu blühen. Zweimal im Jahr.
Einen von ihnen erkor man als neuen Heiligen Dornbusch von Glastonbury. Und heute noch wird jedes Jahr von einem Priester oder einer Priesterin der Church of England ein Zweig des Buschs abgeschnitten und in das Britische Königshaus gesandt, um den Weihnachtstisch zu schmücken.
WOZU WIRD WEISSDORN VERWENDET?
Weißdorn ist für viele Kleintiere ein wertvoller NAHRUNGS- UND SCHUTZSTRAUCH, vor allem für Vögel, Schmetterlinge und andere Insekten. Er lässt sich gut als Teil einer Wildhecke verwenden.
WEISSDORNHOLZ wird gerne für Stöcke („Hagglsteckn“), Wanderstöcke, Dreschflegel, Rechenzähne, Holznägel, Spindeln und weitere Dechselarbeiten verwendet.
ÜBER DIE ESSBARKEIT VON WEISSDORN
Früchte und Blätter des Weißdorns können gegessen, seine getrockneten Blätter auch geraucht werden, und die Kerne eignen sich zur Kaffeezubereitung:
- Die kleinen roten Apfelfrüchte des Weißdorns, oft als "Weißdornbeeren" bezeichnet, wurden bereits von den Germanen nicht verachtet, sondern roh oder als Mus verkocht verspeist und als Wintervorrat getrocknet.
- Dieser Tradition blieb man in späteren Jahrhunderten - neben dem Verspeisen von Weißdornblättern - in Notzeiten treu.
Man verarbeitete getrocknete Beeren zu „Streckmehl“, d. h., man mischte gemörserte, zerriebene Weißdornbeeren unter das Brotmehl, um es zu strecken, zu vermehren. Einige Trivialnamen wie Mehlkübeli, Mehlwieken, Mehldorn und Mehlfässchen weisen darauf hin!
- Mit Weißdornblättern wurde der Tabak gestreckt.
- Mit gemahlenen Kernen streckte man den Kaffee. Vom gesundheitlichen Standpunkt aus gesehen, eigentlich eine gute Kombination!
ÜBER DIE MEDIZINISCHE VERWENDUNG VON WEISSDORN
Von den gesundheitlichen Schutzwirkungen des Weißdorns wusste man lange nichts. Diesen Schatz entdeckte erst im 19. Jh. ein irischer Arzt, der damit vielen Herzkranken ihr Leben erleichterte.
Wirkungen und Anwendungsgebiete
B e i d e Weißdornarten, sowohl der der Eingriffelige als auch der Zweigriffelige, sind schulmedizinisch für die Herztherapie zugelassen. Weißdornpräparate haben ihren festen Platz in der Medizin:
Die Schulmedizin nutzt Extrakte aus Weißdornblättern und Weißdornblüten wegen ihrer herzstärkenden und herzschützenden Wirkungen,
die Volksmedizin und die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) nutzen zusätzlich die Weißdornfrüchte,
die Homöopathie nur die frischen Früchte.
Die medizinisch wirksamen Stoffe sind in den genannten Pflanzenteilen die gleichen, allerdings sind sie in den Blüten und Blättern konzentrierter vorhanden als in den Früchten.
Zur medizinischen Nutzung von Weißdorn muss grundsätzlich gesagt werden,
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dass Weißdornpräparate bei akuten, starken Herzbeschwerden als schnelle Hilfe ungeeignet sind. Ihre Stärke liegt in der längerfristigen Vorbeugung und in der Nachbehandlung. Weißdorn ist eines der wenigen Mittel, die das Herz stärken!
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Weißdorn muss über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, bis sich eine Wirkung bemerkbar macht.
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Weißdorn ist zur Langzeitanwendung, auch über Jahre, bestens geeignet, auch oft in Begleitung anderer Herzmedikamente, da er ohne negative Nebenwirkungen ist. Weißdornpräparate werden deshalb zur Unterstützung und Ergänzung einer Digitalistherapie verwendet.
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Seine Wirkungen sind nachhaltig gut!
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Auch wenn Weißdornzubereitungen gut zur Selbstbehandlung geeignet sind, ist davor in jedem Fall eine Diagnose durch einen Arzt einzuholen!
Wann wird Weißdorn medizinisch verwendet?
- Weißdornzubereitungen wirken durchblutungsfördernd auf den Herzmuskel und erhöhen so die Belastbarkeit und Pumpkraft des Herzens und verbessern die Durchblutung der Herzkranzgefäße.
- Weißdornpräparate werden eingesetzt bei funktionellen Herzschmerzen, bei denen man im EKG nichts finden kann und bei Herzinsuffizienz (Herzschwäche) im Stadium NYHA II . Beschwerden bei normaler oder mittlerer körperlicher Belastung wie rasche Ermüdbarkeit, Kurzatmigkeit sowie unrhythmisches Herzpochen bessern sich!
- Weißdorn verbessert die Sauerstoffversorgung des Herzens und entspannt die Blutgefäße. Er gleicht dadurch den Blutdruck aus.
- Er eignet sich zur Arteriosklerose-Prävention und schützt durch seine antioxidative Wirkung den Herzmuskel.
- In der Nachbehandlung eines Herzinfarkts unterstützt Weißdorn das Herz und hilft, den Herzrhythmus zu stabilisieren.
- Ein wichtiges Anwendungsgebiet des Weißdorns ist die Vorbeugung einer Herzmuskelschwäche nach Infektionskrankheiten! Deshalb sollte in jedem Lebensalter bei der Behandlung von Infektionskrankheiten, gleich welcher Art, immer auch von Anfang an Weißdorn mit dabei sein.
Anwendungsformen:
Weißdornextrakte sind in zahlreichen Fertigpräparaten auf dem Markt. Von Präparaten, die im Lebensmittelhandel und in Drogerien verkauft werden, ist nicht allzu viel medizinische Wirkung zu erwarten, denn sie dürfen nicht so hoh standardisiert sein wie Arzneiprodukte, die nur in Apotheken verkauft werden dürfen.
Eine Alternative stellen selbstgemachte Weißdornauszüge dar:
Sowohl Blüten als auch Blätter und die kleinen, apfelförmigen, roten Früchte des Weißdorns kann man entweder selbst sammeln oder kaufen.
- Blüten und Blätter werden im Vollfrühling gesammelt und anschließend im lichten Schatten luftig, nicht über 40°, getrocknet.
Tee von Blüten und Blättern:
Tagesdosis: 3 – 4 Tassen. Das sind insgesamt als Tagesdosis 5 g Blüten mit Blättern.
Zubereitung:
- Für eine Tasse 1 Teelöffel Mischung aus Blüten und Blättern mit 200 ml kochendem Wasser übergießen.
- Zugedeckt 15 Minuten ziehen lassen.
- Abseihen.
- Kann mit Honig gesüßt oder ungesüßt getrunken werden.
- Die Früchte werden im Vollherbst geerntet. Sie werden am besten gleich frisch zu einer Tinktur ("Weißdorntropfen") oder zu einem Likör verarbeitet. Man kann sie auch bei milder Wärme als Vorrat trocknen, sie sind jedoch frisch wirkungsvoller.