Zaunartiges, freistehendes Spalier am 2. Juni. Der Juniknipp (Pinzieren) wurde noch nicht durchgeführt.
Ein Tipp für die Jahreszeit: Vorfrühling, Hochsommer, Spätsommer, Winter
"Ich hätte gerne ein Obstspalier, von dem ich hocharomatische Früchte ernten kann!", ist der Wunsch vieler! ...
SO WIRD DER WUNSCH WIRKLICHKEIT:
Spalierbäume können vor eine Wand, vorzugsweise vor eine Ost- oder Westwand, aber auch freistehend in Nord-Süd-Richtung gepflanzt werden.
BAUMFORM
Nach dem Platz, der für ein Spalier zur Verfügung steht, wählt man außer der Fruchtart auch die Baumform und ihre Wüchsigkeit aus. Möglich sind alle Baumformen: Spindelbusch, Buschbaum (Busch") oder Niederstamm bzw. Halbstamm oder gar Hochstamm.
Die kleinbleibenden Spindelbüsche und Schlanke Spindeln eignen sich für bis zu 2 - 3 m hohe Spaliere besonders gut!
GEEIGNETES BINDEMATERIAL
Dazu gibt es im Handel spezielle dickere Bindeschüre aus Hanf- oder Kokosfasern, die die Rinde nicht einschneiden. Zum Befestigen eignet sich auch ein elastisches Schlauchband aus PVC. Für den gleichen Zweck ist Bindeweide sehr schön. Sie wird vor ihrer Verwendung eingeweicht.
ZAUNARTIGE, FREISTEHENDE SPALIERE
Sie werden aus Pfählen und Querdrähten errichtet.
Der unterste Draht, an dem die erste Tragholzserie angeheftet werden wird, wird in Stammhöhe, der oberste Draht in einer Höhe von 2 m gespannt. So können die Pflegearbeiten vom Boden aus durchgeführt werden. Die Drahtabstände betragen jeweils 40 cm.
Sie erfordern kleinwüchsige Baumformen wie Spindelbüsche.
WANDSPALIER
Für ein Wandspalier eignet sich vorzugsweise eine Ost- oder Westwand. An einer Südwand besteht die Gefahr, dass Bäume und Blütenknospen im Spätwinter durch die Mittagssonne aufgeheizt werden, vorzeitig in Saft geraten und durch Nachtfrost erfrieren.
Ein Wandspalier kann auf unterschiedliche Arten errichtet werden, wobei sich die unterste Anheftmöglichkeit immer nach der Stammhöhe der ausgewählten Baumform richtet:
- Wird ein Spalierbaum an eine kleine Wand gepflanzt, z.B. an die Wand eines Gartenhauses oder einer Garage, genügt es, im Bereich stärkerer Äste Haken in die Wand zu dübeln und die Äste daran festzubinden. Wählen Sie dazu Ihren Obstbaum in einer kleinbleibenden Baumform! (Schlanke Spindel oder Spindelbusch).
- Wird der Obstbaum als einfache Palmette mit waagrechten Ästen gezogen, genügen waagrecht gespannte Drähte, die untereinander im Abstand von 40 cm und wegen einer zügigen Belüftung und leichteren Anheftung des Spalierbaumes in einem Wandabstand von 10 cm angebracht werden.
- So wird ein schönes und praktisches WANDSPALIER AUS HOLZ errichtet:
Auch ein Wandspalier aus Holz sollte ca.10 cm vor der Wand zu liegen kommen. Es wird aus senkrechten und waagrechten Holzlatten, am besten aus wetterbeständigem Holz wie Lärche, Edelkastanie oder Robinienholz . Um haltbar zu bleiben, müssen die genannten Holzarten weder mit Leinöl imprägniert noch lackiert werden.- Der Querschnitt der Latten sollte, je nach geplanter Größe des Spaliers, einen Querschnitt von 25 x 25 mm bis 30 x 30 mm haben.
- Zuerst werden die Längslatten, die alle 100 cm mit einem 7 cm dicken Holzklötzchen unterlegt werden, an die Wand gedübelt. Der Abstand zu Wand ermöglicht eine gute Belüftung von allen Seiten mit rascher Abtrocknung der Blätter des Spalierbaumes, was seiner Gesundheit sehr zuträglich ist! Außerdem erleichtert er das Befestigen der Äste.
- Auf die Längslatten werden dann im gleichmäßigen Abstand von 40 cm die Querlatten genagelt.
WELCHES OBST FÜR WELCHE SPALIERFORM? FÜR PALMETTE ODER FÄCHER? ODER FÜR EIN FORMLOSES SPALIER?
Äpfel und Birnen lassen sich problemlos als Spalierobst mit gerader Stammverlängerung und waagerecht stehenden Ästen, also in der Spalierform "Waagrechte Palmette" erziehen. Dazu genügen Haken oder waagrecht gespannte Drähte bzw. Holzlatten. Selbstverständlich sind auch die anderen Spalierformen möglich!
Pfirsiche, Nektarinen, Pflaumen, Marillen (Aprikosen) und Sauerkirschen hingegen benötigen einen lockeren Aufbau, damit die Bäume nicht frühzeitig vergreisen. Man zieht sie in einer Schrägen Palmette (= eine einfache Palmette mit schrägen Ästen oder in einem Fächerspalier. Möglich ist auch ein formloses Spalier.
AUFBAU- UND SCHNITTANLEITUNG einer "WAAGRECHTEN PALMETTE" - Sie gilt, bis auf einen kleinen Unterschied, auch für die "SCHRÄGE PALMETTE"!
Zum "kleinen Unterschied", den bereits die Namen der beiden Spalierformen andeuten:
Bei der Waagrechten Palmette werden die Äste waagrecht gebunden,
bei einer Schrägen Palmette in einem Winkel von 45°. Dazu eignet sich ein Wandspalier, dessen senkrechte und waagrechte Latten in gleichen Abständen aufgedübelt sind, besonders gut, denn die gedachte Diagonale der entstehenden quadratischen Felder ist automatisch 45°.
Gemeinsames: Beide zählen zu den Einfachen Palmetten.
PFLANZSCHNITT
Dieser Schnitt wird nach der Pflanzung nur einmal durchgeführt, und zwar im Vorfrühling. Auch dann, wenn das Bäumchen im Herbst gepflanzt wurde, wird der Pflanzschnitt erst im darauffolgenden Vorfrühling gemacht:
- 2 kräftige Seitenäste werden am untersten Spanndraht bzw. an der untersten Latte - für eine Waagrechte Palmette - waagrecht, für eine - Schräge Palmette - in einem Winkel von 45°befestigt.
Diese beiden Seitenäste bilden als Leitäste die erste Etage!- Der vorderste Teil der Seitenäse bleibt ungebunden und darf sich zur Kräftigung nach oben ausrichten. Im nächsten Jahr rutscht die Bindestelle dann weiter vor, damit die Spalierform mit waagrechten oder schrägen Ästen eingehalten wird.
- Alle übrigen Seitenäste werden entfernt.
- Die Spitze des senkrechten Haupttriebes (Mitteltriebes) wird nach oben geleitet.
Bemerkung:
In diesem Zustand, also mit nur einer Etage, könnten Waagrechte Palmetten als "Zweiarmige Schnurbäume" eine wunderschöne und schmackhafte Begrenzung eines Gemüsegartens abgeben, die genügend Sonne für das Gemüse durchlässt. Der Mitteltrieb ist für Zweiarmige Schnurbäume unnötig und wird für diesen Zweck knapp oberhalb der beiden Arme abgeschnitten.
AUFBAUSCHNITT (Erziehungsschnitt)
- Es wird die nächste Etage aufgebaut:
- Der Mitteltrieb wird in etwa auf der Höhe des zweiten Drahtes / der zweiten Latte knapp oberhalb von 3 gut entwickelten Augen (= Knospen) abgeschnitten. Aus diesen 3 Knospen entwickeln sich die beiden Seitentriebe der neuen Etage und die Verlängerung des Mitteltriebes.
- Im Verlauf ihres Wachstums werden die Seitentriebe gleich wie bei der ersten Etage angeheftet, die Spitze des senkrechten Mitteltriebes wird nach oben geleitet ...
- und zu gegebener Zeit in etwa auf der Höhe des nächsten Drahtes, bzw. der nächsten Latte, ebenfalls wieder knapp oberhalb von 3 gut entwickelten Augen abgeschnitten.
Aus ihnen entwickeln sich abermals die beiden Seitenäste und die Verlängerung des Mitteltriebes, die für eine nächste Etage verwendet werden können.
- und zu gegebener Zeit in etwa auf der Höhe des nächsten Drahtes, bzw. der nächsten Latte, ebenfalls wieder knapp oberhalb von 3 gut entwickelten Augen abgeschnitten.
- Im Verlauf ihres Wachstums werden die Seitentriebe gleich wie bei der ersten Etage angeheftet, die Spitze des senkrechten Mitteltriebes wird nach oben geleitet ...
- Der Mitteltrieb wird in etwa auf der Höhe des zweiten Drahtes / der zweiten Latte knapp oberhalb von 3 gut entwickelten Augen (= Knospen) abgeschnitten. Aus diesen 3 Knospen entwickeln sich die beiden Seitentriebe der neuen Etage und die Verlängerung des Mitteltriebes.
- Bei Bedarf können in den Folgejahren auf die vorher geschilderte Weise zusätzliche Etagen errichtet werden.
- Während die Etagen aufgebaut werden, pflegt man bereits auch die älteren Seitentriebe:
Die Seitentriebe haben inzwischen Nebentriebe gemacht, die an ihrem Ansatz ein Blattbüschel aufweisen und eine Reihe von Blättern.
- Diesjährige Nebentriebe (sie sind weich) werden im Frühsommer / Sommer nach dem vierten Blatt, das sich oberhalb des Blattbüschels befindet, gekappt (= "entspitzt", "pinziert"). Sie werden sich dadurch zu gewünschten Fruchtrieben entwickeln! Zu eng stehende Nebentriebe sollten allerdings ganz entfernt werden.
- Die Fruchttriebe (Fruchtholz) = kurze Triebe, die bereits Früchte tragen, bleiben drei bis vier Jahre ungeschnitten.
ERHALTUNGSSCHNITT
Ist die Palmette fertig aufgebaut, sichern die jährlichen Erhaltungsschnittmaßnahmen den regelmäßigen Ernteertrag gesunder und aromatischer Früchte:
- Zu Beginn des Vorfrühlings (je nach Klima Ende Februar bis Mitte März) werden alte Fruchtholzquirle auf Stummel mit 3 – 4 Knospen bzw. auf einen günstigen Oberseitentrieb zurückgeschnitten.
- Ausnahme Marille / Aprikose: Abgetragene Fruchttriebe nimmt man nach der Ernte etwa um die Hälfte zurück.
- Bei Kernobst (Apfel, Birne, Quitte, Mispel, Speierling) kürzt man zu Beginn des Vorfrühlings auch den diesjährigen Längenzuwachs (erkenntlich an der helleren und glatteren Rinde) am Mitteltrieb und an den Seitenästen ein.
Bei Steinobst (Aprikose (Marille), Kriecherl, Mirabelle, Pfirsich und Nektarine, Pflaume, Sauerkirsche, Süßkirsche , Zwetschge) erledigt man diesen Schnitt im Anschluss an die Ernte.
- In diesem Jahr gewachsene Jungtriebe werden, wie in den Jahren vorher, im Sommer gekappt (= "entspitzt", "pinziert").
BREMSEN DES WACHSTUMS
Hat der Spalierbaum die gewünschte Höhe erreicht, wird der Mitteltrieb entweder waagrecht gebunden oder er wird knapp oberhalb des letzten Astpaares entfernt.