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Baumformen, Pflanzung, Pflanzschnitt
Baumformen, Pflanzung, Pflanzschnitt
von Obstbäumen

Immer wieder ein überwältigender Anblick: Ein alter, gut gepflegter Apfel-Hochstamm, der von Bienen summt! - Vergissmeinnicht haben sich selbst als Unterpflanzung angesiedelt, da die Obstbaumwiese nur zweimal im Jahr geschnitten wird.

Im Vordergrund eine Pyramindenspindel.

Spalier mit Mitteltrieb und ausschließlich waagrechten Fruchtästen ("Palmette mit waagrechten Ästen").

Erwerbsobstbau: Ein alter Hochstamm (Hausbaum) inmitten einer mit Hagelschutznetzen versorgten Obstplantage.

Obstbäume können auch im Privatgarten, wie im Kreismustergarten Neu-Ulm (Foto), als Obsthecke, die an einer Drahtanlage gezogen wird, platzsparend untergebracht werden. - Die Veredelungsstelle des Baumes muss immer über der Erde bleiben. Vorsicht beim Mulchen, dass sie nicht bedeckt wird!

Ein Tipp für die Jahreszeit: Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling, Spätsommer, Vollherbst, Spätherbst

Frühjahr und Spätherbst (zweite Oktoberhälfte) ist Pflanzzeit für preisgünstige, wurzelnackte Obstbäume! - Containerbäume können Sie jederzeit in die offene Erde bringen. - Aber welcher Baum soll (kann) es sein? 

Dieser Artikel berät Sie,

  1. welche ARTEN UND ZUCHTFORMEN VON OBSTBÄUMEN es gibt,
  2. wie man eine PFLANZUNG durchführt,
  3. wie ein PFLANZSCHNITT gemacht wird:

 

  1. ARTEN UND ZUCHTFORMEN VON OBSTBÄUMEN: WELCHEN OBSTBAUM MÖCHTE ICH? 
    1. Obstbäume werden nach der Art ihrer Frucht eingeteilt in 
    2. Wie groß darf Ihr Obstbaum werden? 

      Die Wüchsigkeit eines Obstbaumes ist abhängig vom Schnitt, der an ihm durchgeführt wird, aber vor allem von der Wuchskraft der Unterlage, auf die aufgepfropft (veredelt) wurde. Dies wird in der Baumschule gemacht, was nicht heißt, dass man eine Veredelung mit dem nötigen Fachwissen nicht auch selbst vornehmen kann.

      • Durch die Wahl der Unterlage ist es möglich, dass man je nach Bedarf von ein und derselben Obstsorte Jungbäume kaufen kann, die ausgewachsen Höhen von 20 m bis hinunter auf 2 m erreichen. 
      • Veredelungen werden an unterschiedlichen Stellen des Baumes durchgeführt: Wurzel, Stamm oder innerhalb der Krone, wo auch einzelne Äste umveredelt werden können. Wie Letzteres bewerkstelligt wird, finden Sie h i e r auf WILDFIND. Sie haben damit eine Möglichkeit zur Hand, auf einem Baum mehrere Sorten einer Obstart wachsen und reifen zu lassen. 
         
      • Wie groß ein Jungbaum werden wird, erkennt auch ein Laie an der entsprechenden Bezeichnung der BAUMFORMEN (Zuchtformen):

        Die Baumform ist auf dem Etikett, das im Verkauf jedem Jungbaum angeheftet ist, vermerkt. Zur Wahl stehen Hochstamm, Halbstamm, Niederstamm, Buschbaum (= Busch), Spindelbusch und Säulenbaum (= Zwergobstbaum): 

        • Hochstämme 
          Sie werden mit einer Stammlänge von 160 – 200 cm angeboten. Diese Obstbaumform kennen wir von Streuobstwiesen, bäuerlichen Obstgärten und Birnbaumalleen. Wir schätzen den Hochstamm auch als beliebten Hausbaum, den wir im Frühling als blühendes Wunder erleben und unter dessen lichten Schatten man sich im Sommer gerne erholt. Platz dazu bietet er genug, denn Hochstämme entwickeln einen Kronendurchmesser von 8 – 12 m. Ihre volle Ertragsreife erreichen diese Bäume in einem Alter von ca. 8 Jahren.
           
        • Halbstämme 
          Sie haben eine Stammlänge von 110 – 150 cm. Ihre Krone erreicht einen Durchmesser von 6 – 10 m. Ihre volle Ertragsreife beginnt in einem Alter von ca. 6 Jahren. Die Ernte gestaltet sich bei Halbstämmen, da sie niedriger bleiben, einfacher als bei Hochstämmen.
           
        • Niederstämme (= Viertelstamm, Meterstamm) 
          Sie haben eine Stammlänge von 80 – 100 cm. Ihre Krone erreicht einen Durchmesser von 4 – 6 m. Niederstämme werden oft als zwei- bis dreijährige Veredelung gekauft. Ihre volle Ertragsreife startet im dritten Standjahr. 
           
        • Buschbäume  ( "Busch“
          Sie haben eine Stammlänge von 40 – 60 cm. Ihre Krone wird als Pyramidenkrone oder Hohlkrone geschnitten. Sie kann einen Durchmesser von 4 – 5 m erreichen. Ihre volle Ertragsreife startet im dritten Standjahr. 
           
        • Spindelbüsche (= Spindelbäume) und Schlanke Spindeln (=Schnurbaum) 
          Sie haben ebenfalls eine Stammlänge von 40 – 60 cm, jedoch entwickeln diese Obstbäumchen ein schwächeres Wurzelwerk und werden als Spindel geschnitten. Sie erreichen Höhen bis zu 3 m, können aber auch kürzer gehalten werden. Der Durchmesser beträgt bei der Schlanken Spindel 1 – 1,5 m, bei den Spindelbüschen 2 – 3 m.
          • Spindelbüsche und Schlanke Spindeln benötigen bleibend eine Stütze, denn sie sind statisch nicht in der Lage, selbständig ihr Fruchtgewicht oder die Schneelast zu tragen. Die Stütze kann bei einzelnen Bäumen aus einem Pfahl aus Robinien- oder Lärchenholz bzw. Eichenholz bestehen, der bis in die Spitze des ausgewachsenen Baumes reicht, oder aus einem Spalier, an das der Baum angeheftet wird. 
          • Im Erwerbsobstbau werden Spindelbüsche an Drahtanlagen gezogen.
          • Diese Form der Erziehung eignet sich auch gut für den Privatgarten, um bei kleinem Platzangebot in den Genuss von blühenden und fruchtenden Obstbäumchen zu kommen! Man kann damit zudem eine platzsparende Obsthecke aus unterschiedlichen Spindelbusch-Obstsorten, die sich gegenseitig bestäuben, anlegen.
          • Die ersten Früchte eines Spindelbusches reifen bereits im zweiten Standjahr, und der, im besten Fall durch den Anbau von Frühobst- und Spätobstsorten zeitlich nacheinander eingeholte Erntesegen, hält sich auch in bearbeitbaren Grenzen ;)
          • Trotz aller Pflege ist die Lebensdauer von Spindelbüschen und Zwergbäumen kürzer als die von großkronigen Bäumen. Im Erwerbsobstbau werden sie spätestens nach 15 Jahren gerodet. 
             
        • Säulenobst - Zwergobstbäume  
          Bei Säulenobst ( = Zwergobstbaum ) handelt es sich im Prinzip um Schlanke Spindeln, die jedoch diesen Wuchs mehr oder weniger selbständig – also ohne viel Schnitt - einhalten und kurzes Fruchtholz bilden.
          • Auch hier ist eine Stütze zeitlebens nötig. Der erste Ertrag ist im zweiten Standjahr zu erwarten.
          • Frei ausgepflanzt, d. h. in den Garten gepflanzt, erreichen auch Säulenobstbäume unter guten Bedingungen eine Höhe bis zu 3 m. Sie benötigen dabei keinen Winterschutz.
          • Durch die schwache Unterlage des Zwergobstbaumes kann diese Form eines Obstbaumes auch in einem geräumigen Pflanzkübel gedeihen! 30 l Erdvolumen sollte man dem Bäumchen aber schon gönnen, denn es erreicht, im Topf gezogen, immerhin noch Höhen bis zu 2 m.
            • Der Zwergobstbaum im Kübel / Trog benötigt während des Winters besondere Zuwendungen:
              Man stellt oder rollt den Topf an einen vor Wind und Sonne geschützten Platz und legt ihm eine Styroporplatte unter.
              Der Topf sollte bei starken Frösten zusätzlich mit Matten oder Vlies vor lang andauerndem Durchfrieren geschützt werden.
              An wärmeren Wintertagen muss schneefreies Balkonobst – wie auch immergrüne, ganzjährige Topfpflanzen (Buchs!) – leicht gegossen werden. Meist erfrieren die Pflanzen nicht, sondern sie vertrocknen

               

  2. EINEN OBSTBAUM PFLANZEN  
    1. WANN werden Obstbäume gepflanzt? 
      • ​​Pflanzzeit für Obstbäume, speziell für die preisgünstigen wurzelnackten Jungbäume, sind
      • Bäume mit Pflanzballen ("Containerbäume") können zwar unabhängig von den Jahreszeiten ganzjährig in nicht zugefrorenen Boden gepflanzt werden, bei kleinem Wurzelballen sollten aber auch Herbst und Frühjahr bevorzugt werden. Sie bringen den schnelleren und besseren Anwuchserfolg. 

         

    2. WIE wird ein Obstbaum gepflanzt?   

      Hat man sich für einen Baum, oder mehrere ;) entschieden, kann man ans Pflanzen denken. Beachten Sie dabei die einzuhaltenden Grenzabstände zum Nachbargrundstück (Faustregel: Halber Kronendurchmesser des ausgewachsenen Baumes) und, falls Sie mehrere Bäume pflanzen, darauf achten, dass sie im Abstand eines ganzen Kronendurchmessers zu stehen kommen!

      1. Vorbereitung des Baumes
        • Wurzelnackter Baum:
          • Beschädigte Wurzeln entfernen, überlange Wurzeln einkürzen.
          • Baum für 10 Stunden in einen Eimer mit Wasser stellen, damit er Reserve-Feuchtigkeit saugen kann. Es müssen alle Wurzeln unter Wasser sein.
        • Baum mit Wurzelballen (Containerbaum)
          • Durchdringend gießen.
          • Der Plastikbehälter muss vor dem Setzen des Baumes entfernt werden. Ist der Ballen mit einem verrottbaren Material ummantelt, kann dieses bleiben, muss aber, wenn der Baum in der Pflanzgrube steht, aufgeknotet werden. 
      2. Vorbereitung der Pflanzgrube
        • Es wird eine Grube von mindestens 60 cm Durchmesser und mindestens 40 cm Tiefe ausgehoben.
          • Grassoden getrennt vom Aushub zur Seite legen.
            • Die Grassoden finden nach der Pflanzung Verwendung als Gießrand: Dazu werden sie umgekehrt, also mit der Grasseite nach unten, um den Rand der Baumscheibe gelegt.
            • Aushuberde wird verbessert und als Pflanzerde verwendet. Das wird so gemacht:
              • Steine, die größer als ein Zwei-Euro-Stück sind, aus dem Aushub entfernen.
              • Aushuberde, je nach Beschaffenheit, mit reifem Kompost oder Hornspänen bzw. Schafwollpellets, Blumenerde, Sand, Gesteinsmehl vermengen.
          • Grubensohle gut lockern.
          • Bei Wühlmausplage wird die Grube mit einem Kaninchendrahtgitter lückenlos ausgelegt. Es muss außerdem so weit über den Grubenrand hinausreichen, dass man es nach der Pflanzung des Baumes um seinen Stammansatz schließen kann. 
      3. Stützpfahl planen und setzen 
        • ​​Für alle Obstbaumpflanzungen ist zumindest so lange, bis sie gut eingewurzelt sind, ein Stützpfahl wichtig, den man in die Grube so einschlägt, dass der Baum gegen die Windrichtung angebunden werden kann.
          • Bei wurzelnackten Bäumen wird der Pfahl vor dem Pflanzen eingeschlagen, um keine Wurzeln zu verletzen.
          • Bei Containerpflanzen schlägt man erst dann, wenn die Pflanze in der richtigen Höhe in der Grube steht, den Pfahl, am Ballen anstoßend, in die Erde, wobei er bei großen Wurzelballen schräg gesetzt wird.
        • Der Baumstamm kann auch durch Anbinden an zwei sich gegenüberstehenden Pfählen stabilisiert werden.
        • Länge des Stützpfahles, Bindematerial
          • Nach dem Pflanzen wird der Baumstamm mit einem weichen, aber stabilen Bindeband oder mit Bindeweide mittels Achterschlinge am Pfahl festgebunden. Zusätzliche Verzwirbelungen des Bandes zwischen Stamm und Pfahl wirken wie ein Abstandshalter, der bei Wind das Scheuern der Rinde verhindert. Sobald der Stamm dicker wird, muss diese Bindung schrittweise gelockert werden. Sie darf nie in die Rinde einschneiden!
          • Bei Hoch-, Halb- und Niederstämmen endet der Stützpfahl knapp unter dem Kronenansatz. Er kann nach einigen Jahren, wenn der Baum gut verwurzelt und der Stamm kräftig genug ist, entfernt werden.
          • Der Stützpfahl sollte bei Spindelbäumen bis in die Spitze des ausgewachsenen Baumes reichen. 
      4. Setzen des Baumes
        • Während des Einfüllens der Erde wird der Baum in der richtigen Höhe in die Grube gehalten, und zwar so, dass sich die Veredelungsstelle 10 cm oberhalb der Grubenkante befindet.
        • Nach halber Füllhöhe die Wurzel leicht rütteln und wässern, damit die Wurzeln guten Bodenschluss bekommen.
        • Nach dem Auffüllen der restlichen Erde wird die Oberfläche festgetreten, und man legt rund um die Pflanzscheibe einen 5 – 7 cm hohen Erdwall an, der als Gießwall dient. Dazu können auch, wie oben erwähnt, die Grassoden verwendet werden.
        • Anschließend erfolgt ein gründliches Gießen (Einschlämmen) des Baumes. Bei der Pflanzung und im ersten Standjahr sollte nicht mit Wasser gespart werden.
        • Auf die Baumscheibe streut man pro m² 30 g (= gut 1 Esslöffel) perlierten Kalkstickstoff, bei saurem Boden mehr, und mulcht sie mit Rindenmulch, Grasschnitt oder Walnussblättern, die durch ihren Gerbstoffgehalt kein Unkraut aufkommen lassen. Die Veredelungsstelle muss dabei immer freibleiben, damit sich keine Konourrenzwurzeln bilden können.
          Bei Bäumen, die leicht sauere Erde benötigen, z.B. Quitten und Edelkastanien, keinen Kalkstickstoff aufstreuen! 

           

    3. PFLANZSCHNITT  

      Der Pflanzschnitt dient dazu, die Triebe zu stärkerem Austrieb anzuregen, den Verlust an Wurzelmasse auszugleichen und die zukünftige Form der Baumkrone (Pyramidenkrone oder Spindel) festzulegen.
      Oft werden beim Kauf eines Jungbaumes die wichtigsten Pflanzschnitt-Maßnahmen ohnehin vorab von einem sachverständigen Verkäufer durchgeführt.
      Achten Sie bereits beim Kauf des Baumes auf eine günstige Stellung der Leitäste, denn dies erleichtert Ihnen den Kronenaufbau, den das Bäumchen in den nachfolgenden Jahren erfährt! 

      Wurde der Baum im Herbst gepflanzt, verschiebt man seinen Pflanzschnitt auf den Vorfrühling! 

      Walnussbäume erhalten keinen Pflanzschnitt! 

       

    • Pflanzschnitt eines Bäumchens, das eine  PYRAMIDENKRONE  entwickeln soll: 
  • Von den vorhandenen Trieben des jungen Baumes werden ein Mitteltrieb (= Stammverlängerung) und 3 – 4 um den Stamm herum gut verteilte Leitäste ( = Seitentriebe) ausgewählt. Sie bilden das bleibende Kronengerüst des Obstbaumes!
    • Die Leitäste sollen sich nicht alle an einer Stelle des Stammes befinden, sondern in einem leichten Abstand zueinander.
      • Die Leitäste sollten sie in einem Winkel von etwa 45° aus dem Stamm wachsen. Diese ideale Winkelneigung kann man gegebenenfalls durch Abspreizen mittels kleiner Spreizhölzer oder durch Hochbinden mit einem Schlauchband oder mit Bindeweiden erreichen.
      • Mit der Baumspitze konkurrierende oder extrem steil stehende Äste werden nicht als Leitäste verwendet, sondern entfernt.
      • Herstellen der Saftwaage:
        • Die Leitäste werden knapp oberhalb eines nach außen gerichteten Auges (= "schlafende Knospe")so angeschnitten, dass sie alle in gleicher Höhe mindestens 20 cm unterhalb der Spitze des Mitteltriebes enden. Dadurch entsteht die sogenannte Saftwaage", die auch bei jedem späteren Baumschnitt herausgearbeitet werden möchte. 
    • Der Mitteltrieb (die Stammverlängerung) wird „eine Baumscherenlänge" (ca. 20 cm) oberhalb der Zweigenden der Leitäste gekappt. Die Baumspitze bildet mit den Enden der Leitäste ein gedachtes Dreieck.
      • Wer eine  HOHLKRONE  erziehen möchte, entfernt bereits beim Pflanzschnitt den Mitteltrieb auf der Höhe, wo der oberste Leitast aus dem Stamm wächst.
         
    • Nachdem der Baum gut angewachsen ist, erhält er in den folgenden Jahren seinen Aufbauschnitt (= Erziehungsschnitt), anschließend den Erhaltungsschnitt und, bereits alt geworden, den Verjüngungsschnitt.

 

Tipp: Wie ein  SPINDELBAUM  gepflanzt und geschnitten wird, ist  h i e r  zu finden! 

 

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