"Marillen" nennen die Österreicher und ihre Nachbarn, die Bayern und Südtiroler, diese samtig weichen, gelborangen Früchte, die, ausgereift am Baum, ein unvergleichliches Aroma entwickeln: duftend süß mit leichter Säure. Durch Kochen verstärkt es sich zusätzlich und parfümiert die Lieblingsmarmelade der Alpenregion, die Marillenmarmelade. Hm? - ? Ach, ne, "Aprikosenkonfitüre" meint ihr damit, wundert sich der Rest der deutschen Welt. Also, lautmalerisch passt Marille schon besser zu dieser runden, miegeligen Frucht als das harte Aprikose, gell!? Na ja. - - Bei der Bezeichnung des Geschmacks des sämigen, fruchtig-süßen Brotaufstrichs derselben, vielleicht unbewusst unterstützt von seiner optimistischen Farbe, trifft man sich wieder: "Wunderbar!"
Reife Marillen / Aprikosen vom eigenen Baum zu ernten, ist der Wunsch vieler GartenbesitzerInnen, um dieses Wunder handgreiflich und gustatorisch voll genießen zu können! Und dieser Kreis der Wünschenden vergrößert sich: Neuerdings genügt anscheinend bereits ein sonniger Balkon oder eine Terrasse, um sich diesen Wunsch erfüllen zu können, denn es werden schmale, bis 250 cm hoch wachsende Säulenaprikosen (Zwergobstbäumchen) angeboten.
ÜBER DEN STANDORT VON MARILLENBÄUMEN / APRIKOSENBÄUMEN
Nur in warmen Gebieten mit wenig Niederschlägen gedeihen Marillen / Aprikosen auch freistehend ohne Krankheiten. Beispielsweise in der österreichischen Wachau, im italienischen Vinschgau, in Ungarn, Südeuropa, in der Türkei, in Armenien (ihr ursprüngliches Heimatland, dessen Nationalfrucht sie ist und dessen Namen sie auch trägt, botanisch Prunus armeniaca) und im Hunzatal der legendären Hunzukucs.
In der Regel werden Marillenbäume / Aprikosenbäume als ostseitiges oder westseitiges Wandspalier gezogen, damit sie nicht zu viel Wasser abbekommen. Sie lieben nämlich trockene Blätter und einen durchlässigen, eher trockene Boden, Lösssand bevorzugt. So bleiben sie gesund und Pilzkrankheiten sind kein Thema. - Ein südseitiges Wandspalier erweist sich für Marillen / Aprikosen unter Umständen als problematisch: Die Spätwintersonne heizt untertags die Zweige auf, sie kommen in Saft und erfrieren nächtens.
WIE WIRD EIN WANDSPALIER GEBAUT?
Ein Wandspalier kann auf unterschiedliche Arten errichtet werden, wobei sich die unterste Anheftmöglichkeit immer nach der Stammhöhe der ausgewählten Baumform richtet:
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Wird eine Marille / Aprikose als schwachwüchsiger Spalierbaum an eine kleine Wand gepflanzt, z.B. an die Wand eines Gartenhauses oder einer Garage, genügt es, im Bereich stärkerer Äste Haken in die Wand zu dübeln und die Äste daran festzubinden.
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Als Alternative bietet sich eine Anheftmöglichkeit aus waagrecht gespannten Drähte, die untereinander im Abstand von 40 cm und wegen einer zügigen Belüftung und leichteren Anheftung des Spalierbaumes in einem Wandabstand von 10 cm angebracht werden.
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Besonders praktisch und schön lassen sich Marillen als "Schräge Palmette" an einem Wandspalier aus Holz ziehen!
So wird ein WANDSPALIER AUS HOLZ errichtet:
Auch ein Wandspalier aus Holz sollte 10 cm vor der Wand zu liegen kommen.
Es wird aus senkrechten und waagrechten Holzlatten errichtet, am besten aus wetterbeständigem Holz wie Lärche, Edelkastanie oder Robinienholz . Um haltbar zu bleiben, müssen die genannten Holzarten weder mit Leinöl imprägniert noch lackiert werden.
Der Querschnitt der Latten sollte, je nach geplanter Größe des Spaliers, 25 x 25 mm bis 30 x 30 mm betragen.
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Zuerst werden die Längslatten, die alle 100 cm mit einem 7 cm dicken Holzklötzchen unterlegt werden, an die Wand gedübelt. Der Abstand zu Wand ermöglicht eine gute Belüftung von allen Seiten mit rascher Abtrocknung der Blätter des Spalierbaumes, was seiner Gesundheit sehr zuträglich ist! Außerdem erleichtert er das Befestigen der Äste.
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Auf die Längslatten werden dann im gleichmäßigen Abstand von 40 cm die Querlatten genagelt.
WELCHES BINDEMATERIAL EIGNET SICH ?
Dickere Bindeschüre aus Hanf- oder Kokosfasern, elastisches Schlauchband aus PVC, Bindeweide.
ÜBER DAS SCHNEIDEN VON MARILLENBÄUMEN / APRIKOSENBÄUMEN
Wie bei anderen Steinobstarten auch wird bei Marillenbäumen / Aprikosenbäumen der SOMMERSCHNITT als Hauptschnitt durchgeführt. Geschnitten wird im Zeitraum vom Spätsommerbeginn bis einschließlich Frühherbst (zweite Augusthälfte bis Mitte September). Die Schnittwunden verheilen in dieser Zeit gut und die Bäume sind weniger anfällig für Bakterien- und Pilzbefall.
In Gebieten ohne Spätfröste kann auch ein Frühjahrsschnitttermin vor der Marillenblüte wahrgenommen werden. Die Vorgangsweise bleibt die gleiche.
Es ist ein jährlicher, aber zurückhaltender Rückschnitt wichtig, denn große Schnittwunden, die selten geschnittenen Bäumen zugefügt werden müssen, vertragen Marillenbäume / Aprikosenbäume sehr schlecht. Es kommt zum Gummifluss, der Bakterienerkrankungen der Bäume fördert. Schnittwunden, die größer als eine Zwei-Euro-Münze sind, werden deshalb vorbeugend mit einem Wundverschlussmittel verstrichen.
Mit dem nötigen Interesse kann man ohne Weiteres seinen Baum selbst schneiden! Er eignet sich bestens für ein Learning by Doing! Dazu bemüht man sich um ein „Baumschnitt-Basiswissen“, das man sich durch Beobachten und Baumschnitt-Kurse aneignet und hier auf WILDFIND wiederholt und vertieft. Dabei sollte man auch bedenken, dass mehrere Weg zum Ziel führen können, in unserem Fall, zu einem gesunden und ertragreichen Obstbaum.
MARILLENBAUM / APRIKOSENBAUM VERMEHREN
Falls auch Sie aus einem Marillenkern / Aprikosenkern einen Baum wachsen lassen möchten, finden Sie hier die passenden Informationen dazu!
MARILLEN / APRIKOSEN IN DER KÜCHE
Marillen zählen zwar zu den nachreifenden Früchten, doch nur durch eine Vollreife am Baum entwickeln sie ihr volles Aroma! Sie sind dann jedoch zwar angenehm weich, aber schlecht transportfähig und nicht mehr lange lagerfähig. Das sind die Gründe, warum man selten wirklich aromatische Marillen zu kaufen bekommt und sich viele einen Marillenbaum zum Selberernten wünschen oder im Juli in "Marillengegenden" beim Ab Hof Verkauf zugreifen.
- Achtung! Neue, ausländische Sorten, welche oft angepriesen werden, tragen schöne Früchte, die zudem sehr lange halten. Der Geschmack jedoch kann mit jenem altbewährter Sorten nicht mithalten! Das macht sich nicht nur beim Frischverzehr, sondern auch bei der Marmelade oder beim Schnaps bemerkbar.
Lagerung: Marillen / Aprikosen möchten, bis sie verarbeitet werden, kühl, aber nicht kalt gelagert werden. Sie würden an Aroma verlieren!
Aus dem Fruchtfleisch entstehen Speisen des Alltags und gehortete Lagerschätze für die kommende Herbst- und Winterzeit:
Sie werden sehr gerne als Frischfrucht pur oder in Smoothies, Obstsalaten und Topfen(Quark)cremes verspeist.
Der große Rest wird auf vielfältige Arten weiterverarbeitet.
Verarbeitet wird
- das Fruchtfleisch samt weicher Schale, um in den Genuss der Mineralstoffe (Eisen, Kalium, Kupfer) und Vitamine zu kommen. Es weist in der Vollreife einen besonders hohen Gehalt an Carotinoiden - wie Pro-Vitamin A und Lycopin - auf, dann folgen Vitamine aus der B-Gruppe, Folsäure und Vitamin C.
Es entstehen daraus Kuchen, Kleingebäck, Obstknödel, Strudel, Obstlaibchen, Kompott, Röster, Mus, Eis, Marmelade (lässt sich wunderbar einfach kochen), Chutneys, Saucen, Marillen in Weingelee, Liköre, Schnäpse (Achtung: Sind im Verkauf öfters "naturidentisch" aromatisiert.)
Im Anhang des Artikels finden Sie eine Reihe köstlicher Rezepte mit Marillen / Aprikosen!
- In geringem Umfang werden auch die Kerne verarbeitet. Sie enthalten Amygdalin, das, wenn es mit Wasser in Verbindung kommt, neben Benzaldehyd auch die hochgiftige Blausäure freisetzt.
Vor der Weiterverarbeitung der Kerne zu Speisezwecken wird die Blausäure entzogen oder zerstört. Sie werden zum Würzen von Likören, zur Herstellung von Persipan und Bittermandelöl verwendet. Auch wird aus ihnen Aprikosenkernöl gepresst, das in der Kosmetik Verwendung findet.