Der Ewige Kohl zählt wie die Kopfkohlsorten zu den Starkzehrern. Er bildet zwar weder feste Köpfe noch Blüten, sondern wächst rasch bis über 1 m in die Höhe und lässt auch seinen Achseln immer wieder neue Triebe sprießen. Wird er auf ein mit Kompost gut versorgtes Beet, gerne auch Hügelbeet oder Hochbeet gepflanzt, versorgt er Sie beinahe das ganze Jahr über mit seinen gesunden, mild schmeckenden Blättern, die in der Küche wie Wirsing Verwendung finden. Am zartesten sind Blätter jüngeren Datums. Bei der Ernte auch immer einige Blätter an der Pflanze belassen.
Seine Vermehrung geschieht über Stecklinge. In milden Gegenden im Frühling, sonst im Spätsommer über Stecklinge, die sich zur Genüge an seinem kräftigen Stängel befinden.
Für den Winter wird die Mutterpflanze in Gartenvlies eingepackt oder man legt ihn flacher und lässt ihn vom Schnee bedecken. Die Jungpflanzen überwintern frostgeschützt und werden im Frühjahr ausgepflanzt.
Herr Wolfgang König, Vorstandsmitglied des Obst- und Gartenbauvereins Zinzenzell, hat diese tolle Pflanze schon „ewig“ in seinem Garten im Bayerischen Wald stehen und weiß in dem nachfolgendem Artikel viel über sie und ihre Pflege zu berichten. Danke!
Ewiger Kohl (Brassica oleracea L. var. ramosa DC.)
von Wolfgang König
Den Ewigen Kohl kann man nicht aussähen, denn er blüht nicht, und wenn er wirklich so alle 15 Jahre mal blühen sollte, bildet er nur taube Samen. Man kann ihn nur durch Kopfstecklinge vermehren. Der ewige Kohl gehört zu den Strauch- oder auch Tausendkopf-Kohlen.
Der Ewige Kohl bildet zahlreiche Verzweigungen und Sprosse, die sich beim größer werden oft auf dem Boden legen und dort Wurzeln bilden. Man kann dann von einem Spross oft zahlreiche, bereits bewurzelte Ableger machen. So ein Ableger nimmt dann etwa einen Quadratmeter im Gemüsegarten ein. Wird er größer, muss man ihn aufessen!
Die Herkunft des Ewigen Kohls liegt etwas im Dunkeln. Ich kaufte im Jahre 2002 fünf Ableger von Christian Havenith aus Sinzing (Rheinland). Dieser wiederum bekam ihn aus der Eifel, Raum Mechernich, über H. Klein. In der Eifel, wo er auch „Ewiges Moos“ genannt wird, wurde diese Rarität schon seit Generationen vermehrt, sagte man mir. Die Leute aus der Eifel bekamen ihn aus Belgien, wo er schon lange bekannt sein soll. Dort wird er im Volksmund auch "Spleeskouel" genannt, was wohl auf die mehrfach im Jahr möglichen Ernten und seinem unermüdlichen Wachstumsdrang beruht. In der dritten, überarbeiteten und erweiterten Auflage von Gustav Hegis Illustrierte Flora von Mitteleuropa Band IV, Teil 1 aus dem Jahre 1986 wird ein „ewiger Kohl“ nicht erwähnt. Allerdings wird dort ein ästiger Strauchkohl (Brassica oleracea, convar oleracea cultivar. ramosa) beschrieben, der ausdauernd sein soll und in Westfrankreich und in subtropischen Ländern wächst. Bezug wird auf eine Literaturstelle aus dem Jahre 1821 genommen.
Aber das ist noch nicht alles! Bei dem griechischen Arzt Pedanios Dioskorides findet sich 60 n. Chr. schon ein Sprossenkohl, bei dem aus einem hochwüchsigen Stängel zahlreiche Seitenzweige hervor wuchsen, die immer wieder geschnitten wurden, also eine Form, die dem „Ewigen Kohl“ recht nahe kommt. Auch der römische Naturwissenschaftler Caius Plinius Secundus, der im 1. Jahrhundert nach Christi Geburt lebte und auch als der ältere Plinius bezeichnet wird, beschreibt ähnliches in seiner Naturgeschichte: „Vor Kurzem ist auch die seeturmige Kohlart aus dem aricinischen Tale, wo ehemals ein See war und noch ein Turm steht, bekannt geworden, welche einen sehr großen Kopf und zahllose Blätter trägt, und von der einige sich rundum ausdehnen, andere in die Breite wachsen.“
Unser ewiger Kohl scheint sich also bereits seit etwa 2000 Jahren in Kultur zu befinden. In der Zeit um 1600 n. Christus scheint er bei uns aber nicht im Gebrauch gewesen zu sein. Keines der zahlreichen Kräuterbücher aus dieser Zeit beschreibt etwas, das dem ewigen Kohl nahe kommt.
In meinem Garten (Bayerischer Wald, etwa 700 m über Meeresspiegel) friert der Ewige Kohl im Winter stark zurück, treibt dann im Frühjahr aber wieder brav aus. Was er jedoch nicht mag sind sehr schneereiche Winter. Unter einer Schneedecke von über 1 m scheint er zu ersticken. Auch Wühlmausplagen können mit ihm ziemlich aufräumen. Deshalb mache ich zur Sicherheit im Herbst immer Ableger in Plastiktöpfen, die ich in mein kaltes Gewächshaus „pflanze“. Dort wächst der Ewige Kohl auch im Winter. Im Frühjahr wird er dann ins Freiland gepflanzt. Er verträgt sehr gut halbschattige bis schattige Standorte im Garten.
Geerntet werden die frischen Blätter, die in der Küche, wie anderer Kohl auch, zu den verschiedensten Gerichten verarbeitet werden können.
Sollte einmal eine Kolonie Kohlweißlingsraupen im Sommer den Ewigen Kohl bis aufs Gerippe auffressen, ist keine Panik angesagt. Bis zum Herbst ist eine neue Ernte wieder herangewachsen.
Der Geschmack des Ewigen Kohls ist mild und der Genuss desselben kann, wie Herr Havenith meint, zur Sucht führen. Für empfindliche Mägen ist der ewige Kohl sehr verträglich. Er bekommt besser als Blau- oder Weißkraut, Rosenkohl und Kohlrabi. Meine Frau Ingrid liebt ihn sehr und ist schon fast „süchtig“ danach.
Medizinisch gesehen beugt der ewige Kohl, wie auch andere Kohlsorten, dem Krebs vor. Vor allem Darm- und Magenkrebs soll mit Kohlarten verhindert werden. Laut Dr. D’Adamo sind Blattkohle und damit natürlich auch der Ewige Kohl für jedermann sehr verträglich.
TIPPS:
- Jungpflanzen des Ewigen Kohls gibt es h i e r zu kaufen.