Den Eibisch, der in Norddeutschland an salzhaltigen Stellen und in Österreich in im Salzbiotop bei Zwingendorf wild vorkommt, kennen wir vor allem als Hustenmedizin, wofür er in großem Umfang angebaut wird. GartenfreundInnen kennen ihn aber auch als stattliche, buschige, bis 150 cm hohe Bauerngartenpflanze mit kräftigen Stängeln und samtweichen Blättern, in ihrer Form jener der Silberpappel ähnlich und dem Eibisch den Namen "Samtpappel" verliehen. In seiner langen Blütezeit ist er übersät mit hellen, offenen Schalenblüten, in denen die Bienen summen, Nektar und Blütenpollen genießen und in ihren Stock zur Honigbereitung schleppen.
DER ECHTE EIBISCH IM GARTEN
Der Eibisch ist nicht nur eine uralte Heilpflanze, sondern auch eine Zierde für jeden Garten und eine wertvolle Bienenfutterpflanze! Er ist gut winterhart und gedeiht sogar im kältesten Bezirk Tirols, wenn man ihm einen sonnigen, angenehm warmen Platz im Garten gibt. Der Boden sollte nährstoffreich und gut wasserversorgt sein, ein leichter Salzgehalt schadet nicht.
Vermehrt wird er
- entweder durch Wurzelschösslinge, die man im Frühjahr oder Herbst aussticht und neu einpflanzt,
- oder durch Aussaat. Die reifen Samen werden im Spätsommer abgenommen und gleich einen halben Zentimeter tief in den warmen Boden gesät. Er keimt zügig, bleibt den Winter über mit etwas Laubschutz am Standort und wird Ende April verpflanzt. – Auch eine Aussaat im Frühjahr bei 21° Wärme ist möglich.
DER ECHTE EIBISCH IN DER KÜCHE
An den Blüten erkennt man unschwer seine nahe Verwandtschaft zur Wilden Malve. Und wie bei ihr, sind auch beim Eibisch alle Pflanzenteile essbar und mild verdauungsfördernd, bereiten aber ungleichen Genuss.
Blüten und unreife Samen ("Käslein") beider Pflanzenarten können jedoch gut gegessen werden und sind eine attraktive Dekoration für Salate und Suppen.
Bei den Blättern allerdings schmecken die der Malve ungleich besser als die des Eibischs.
Bei den Wurzeln ist es umgekehrt. Eibischwurzeln (Name: "Weißwurzel"!) sind nicht faserig, wie es die Malvenwurzeln gerne sind. Sie sind durch und durch weiß (Name: "Weißwurzel"!) und schmecken roh besonders gut: knackig, mild, ohne Bitterstoffe oder Petersiliengeschmack, leicht schleimig. Ihr Schleim (Name: "Schleimwurzel"!) entwickelt sich stark, sobald sie geschält mit Wasser in Berührung kommen. Frisch in Scheiben geschnitten und in wenig Butter oder Olivenöl gebraten, ist die Eibischwurzel eine Bereicherung der Küche, getrocknet und gekocht - ist sie eher als Notnahrungskleister zu bezeichnen!
DER ECHTE EIBISCH ALS HEILPFLANZE
Eibisch wird bereits in der Antike von Theophrastos und Dioskurides als Hustenmittel genannt. Letzerer erwähnte zusätzlich seine Verwendung bei Durchfallserkrankungen und Harnverhaltung. Alles Indikationen, die auch heute noch, zumindest in der Volksmedizin, gültig sind.
Die Schleimstoffe sind es, die die heilende Wirkung des Eibischs ausmachen. Sie finden sich in Blüten, Blättern und - in ganz besonderem Ausmaß - in seinen großen, pfahlförmigen Wurzeln (Name: "Heilwurz"!). Alle genannten Pflanzenteile können frisch oder getrocknet verwendet werden.
Eibisch ernten und als Teedroge horten
Im Hochsommer werden die Blüten gesammelt und getrocknet. Die Droge wird pharmazeutisch als Althaeae flos bezeichnet.
Im Frühsommer und im Hochsommer werden die Laubblätter gesammelt und getrocknet. (Althaeae folium). Tagesdosis: 5 g getrocknete Eibischblätter.
Die Eibischwurzel wird als Teevorrat (Althaeae radix) entweder im Spätherbst oder im Erstfrühling gegraben. Im Spätherbst enthält sie die meisten Schleimstoffe.
Tagesdosis für Erwachsene: 6 g Eibischwurzel, getrocknete. Kinder bekommen ihrem Alter entsprechend weniger.
Eibischwurzeln müssen zügig verarbeitet werden, denn bereits nach wenigen Stunden, nachdem sie gegraben wurden und mit Wasser in Berührung kamen, beginnen sie dank ihrer Schleimstoffe zu faulen und übel zu riechen.
So gelingt der Vorrat an Eibischwurzeln:
Die Wurzel reinigen.
Verbliebene dunkle Stellen mit einem Kartoffelschäler entfernen. Das geht ganz leicht und man merkt sogleich, hoppla, das ist schleimig-rutschig!
In Würfelchen schneiden und sofort bei 35° zu trocknen beginnen. Eibischwurzeln verlieren dabei gut die Hälfte ihres Gewichts.
Schön durchgetrocknet bis zur Verwendung verschlossen und dunkel aufbewahren.
Wie wird der Eibisch-Schatz verwendet?
Wenn man die heilenden Wirkungen des Eibischs nutzen möchte, z. B. bei Entzündungen des Mund- und Rachenraums, zur Minderung des Hustenreizes und bei leichten Entzündungen im Magen-Darm-Bereich, so muss er auf besondere Art (in diesem Fall: auf eine besonders einfache Art ;) zubereitet werden, denn seine einhüllenden, reizmildernden, entzündungshemmenden und immunstabilisierenden Schleimstoffe dürfen nicht durch Hitze zerstört werden! Hitze löst Pektine und Stärke aus den Pflanzenteilen des Eibischs, zerstört aber die wichtigen Schleimstoffe. - Bei Verzehr von Eibisch gilt übrigens: Die Resorption gleichzeitig eingenommener Arzneimittel kann verzögert werden.
Heil-Zubereitungen mit Eibisch:
- Eibischtee
Eibischwurzeln oder auch Eibischblüten bzw. Blätter, die allerdings Schleimstoffe in geringerem Ausmaß enthalten, werden einfach mit k a l t e m Wasser übergossen und 2 Stunden unter gelegentlichem Umrühren stehen gelassen, abseihen, nach Belieben leicht anwärmen. Schluckweise trinken. Eine genaue Anleitung finden Sie hier!
- Eine heiße Breiauflage aus zerkleinerten Wurzelstücken oder Blättern bringt Abszesse zum Reifen.
- Bei Heiserkeit, Halsschmerzen, leichten Entzündungen des Magen-Darmbereichs einfach die getrocknete Eibischwurzel wie Kaugummi kauen und schlucken.
- Die Eibischwurzel ist wie die Wurzel der Florentinischen Schwerlilie eine Zahnwurzel:
Man gibt sie, grob längs geschnitten und getrocknet zahnenden Kleinkindern zum Beißen, um ihnen das Zahnen zu erleichtern.
- Eibisch eignet sich wunderbar für sogenannte „Heilsüßigkeiten aus der Küche“, mit denen nicht nur Kindern die Hausmedizin schmackhaft gemacht wird!
Vielleicht vermelden da dann die Kleinen öfters "Halsweh!", um in den Genuss der gesunden Leckereien zu kommen! ? ;)
Mit wenig Aufwand, aber etwas Geduld, entstehen aus der Eibischwurzel:
Eibischsirup mit Zucker
Eibischsirup mit Xylitol (Birkenzucker)
Eibischteig
Eibischeis
DER ECHTE EIBISCH IM BRAUCHTUM
Der Eibisch zählte im Mittelalter - als Pflanze der Weißen Magie und somit Gegenspieler zur Alraune, der Pflanze der Schwarzen Magie - mit Baldrian, Beinwell, Betonie, Beifuß, Bilsenkraut, Brennnessel, Eberraute, Fenchel, Gundelrebe, Guter Heinrich, Kamille, Kunigundenkraut, Mutterkraut, Odermenning, Pestwurz, Schlafmohn, Speik, Tollkirsche, Vogelknöterich , Weide und Wermut zu den wichtigsten Heilkräutern.
Zusammen mit Odermennig bzw. Königskerze und Wermut bzw. Beifuß hat er bis heute seine zentrale, erhabene Stellung im traditionellen Frauenbuschen des Hohen Frauentages (15. August) behalten.