Er gedeiht zusammen mit seinen Varietäten und Unterarten auf der gesamten nördlichen Erdhalbkugel, und zwar von den Küsten an aufwärts bis in das Hochbgebirge! Sein Formenreichtum ist groß, wächst er doch als bodendeckender Strauch genauso wie als Strauch oder kleiner Baum, der Höhen bis zu gut 12 Meter erreicht und ein tiefreichendes Wurzelsystem ausbildet.
Wacholder liebt Sonne und trockene, sandige, steinige Standorte, gedeiht aber auch auf freien Moorflächen. Mit diesen nährstoffarmen Böden kommt er gut zurecht, denn er wächst langsam. Trotzdem kann er ein Alter von 600 Jahren erreichen.
Die ganze Pflanze, von der Wurzel bis zu den Endtrieben, wird von einem aromatischen Duft durchzogen, der von seinem ätherischen Öl stammt. Auch lässt sich die ganze Pflanze nutzen.
Viele Völker wiesen dem Wacholder, ausgelöst durch seine immergrüne, auch antiseptische Wehrhaftigkeit, sein Sonnenbedürfnis, seine Zähigkeit, seine mehrere Jahrhunderte währende Lebenskraft und seinen harzigen, angenehmen Duft eine starke symbolische Bedeutung zu.
"Wacholder" steht für Schutz und ewiges Leben:
Was das ewige Leben betrifft, hat er andere Aufgaben als die Eibe, die für den Sterbevorgang, für den Durchgang vom irdischen Leben in die Anderswelt, steht: Der Wacholder schützt die Menschen, ihr Hab und Gut, Tiere, Schätze und ihre Toten, denen er ein glückliches Weiterleben ermöglicht. Er wird auch heute noch gerne auf Gräber gepflanzt. Bei Ausgrabungen entdeckte man z.B. auch, dass die Ägypter u. a. Wacholderbeeren für ihre Einbalsamierungen verwendeten.
Für die Germanen zählte er aus den obgenannten Gründen zu den heiligen Bäumen.
So hat er auch heute noch in Bräuchen, Sagen und Märchen die Aufgabe, Schlüssel, Schätze und Verstorbene auf besondere Weise zu schützen, z. B. im „Märchen vom Machandelbaum“.
Wer über den Wacholder gut Bescheid weiß, kann einen Schatz finden: Wächst nämlich ein männlicher Baum am Eingang einer Höhle, zeigt er den Eingang zum unterirdischen Schloss des Zwergenkönigs.
Wacholderzweige schützen vor gefährlichen Unsichtbaren: Zur Zeit der Wintersonnenwende wurden Wacholderzweige über die Stalltüren geheftet, um Hexen und Druden, die mit der Wilden Jagd durch die Lüfte ziehen, fernzuhalten.
Es wurde und wird deshalb an den Raunächten Wacholder verräuchert. Genommen werden dazu getrocknete Zweigspitzen. Sie sind seit jeher Bestandteil von Räuchermischungen und zählen in Mitteleuropa zur Ur-Räuchermischung: Fichtenharz, Wacholdertriebe oder Wacholderharz, Beifußblätter.
Mit dieser Mischung wurde und wird auch jetzt noch in manchen Orten des Außerferns das Vieh abgeräuchert, bevor es auf die Alm getrieben wird.“ Hilft’s nit, schadet’s nit, nix Genaues woa ma it.“ Eine dem Tier gegenüber wertschätzende Handlung ist es allemal!
Wer sich intensiv mit der Räucherung von Wacholderharz befassen möchte, wird hier fündig.
Vertieft wurde die germanische Denkweise im Mittelalter, als man wieder in Kontakt mit der griechischen Antike kam und damit mit dem Symbolgehalt des Kranichs, der den Griechen ein Symbol der Wachsamkeit und Klugheit war und als „Vogel des Glücks“ galt. Man bezeichnet nun das Wacholderholz als „kranewite“ = „Kranichholz“ - so wie der Wacholder in Österreich und Bayern noch immer als „Kranewitt“ bezeichnet wird!
Erhalten hat sich auch der Brauch, ein Stück Kranewittholz in das Fundament des Hauses zu legen. Wacholderholz schützt außerdem als Peitschenstock die Kutschpferde, als Butterfaßstössel Rahm und Butter, als Krug Getränk und Trinker, als Pfeife Tabak und Raucher vor Verhexung und sonstigem Übel. Daran erinnert der Spruch: Eichenlaub und Kranewitt, dös mag der Tuifl nit!
Auch vorzeitige Ermüdung und Wolf fliehen, sofern ein/e WandererIn sich ein Kranewittzweigerl auf den Hut steckt. Dann ist er / sie neben Sonnenstich und Ohrenschmerz auch davor geschützt! Aber, er / sie darf dabei nach einer alten Weisung nicht verabsäumen, „vor dem Wacholder das Knie zu beugen und vor dem Holunder den Hut ziehen“. Beide sind viel verwendete Heilpflanzen mit tiefer Symbolik!
Viele wussten darüber Bescheid, aber ein kluger Vogel war’s, (Wacholderdrossel, der „Krammetvogel“, oder gar ein Kranich?;) der zur Pestzeit rief: „Esst’s Kranewitt und Bibernell, dann sterbt ihr nit so schnell“! Verflixt wenige haben das damals wahrgenommen.
Wacholder als Gartenpflanze
In Gärten und in Park- sowie Friedhofsanlagen wird heute nicht nur die Stammform, sondern auch viele Zuchtformen des Wacholders angepflanzt, von winzig bis Baumgröße. Die Vorliebe für diese pflegeleichten und immergrünen Pflanzen hat zur Ausbreitung des Birnengitterrosts geführt. Sobald die Krankheit durch Luftbewegungen, Vögel oder Werkzeug die Birnbäume erreicht, werden diese durch den orangen Birnengitterrost im Laufe der Zeit so stark geschädigt, dass sie eingehen.
Diese Pilzkrankheit ist auf Wacholder als Wirtspflanze angewiesen. Wenn Sie allerdings den einheimischen Wacholder (Juniperus communis) pflanzen, sind Sie auf der sicheren Seite, denn der Pilz meidet ihn.
Wacholderholz
Das Holz ist in hohem Maße witterungsresistent, verströmt einen angenehmen, dauerhaften Duft und ist schön gemasert: gelber Splint, rötlichbraunes Kernholz.
- Es wird zur Herstellung von Kleinmöbeln, zum Drechseln und Schnitzen verwendet.
- Sehr gerne werden Fische und Fleischwaren damit geräuchert. Für diesen Zweck nutzt man auch die benadelten Zweige.
Wacholderbeeren
Die reifen, dunkelblauen Wacholderbeeren, sind im botanischen Sinn keine "Beeren" sondern "Zapfen". Jedenfalls sind sie die Früchte des Wacholders und schmecken würzig, süßlich-harzig! Sie sind aber leicht giftig und sollten aus diesem Grund nicht überdosiert verzehrt werden.
Achtung: Beim Selbersammeln von Wacholderbeeren kommt es immer wieder zu Verwechslungen mit den Beeren des hochgiftigen Sadebaums !
Wacholderbeeren werden vielfältig verwendet:
- Sie finden Verwendung in der Küche. Als Gewürz regen Wacholderbeeren die Verdauung an, fördern die Körperausscheidungen, wirken laut Volkmund desinfizierend und - aphrodisierend.
Knapp vor ihrer Verwendung als Gewürz werden die Beeren mit Hilfe eines Suppenlöffels oder eines Mörsers angequetscht. Sie geben so ihre Aromastoffe besser frei!
Vor allem Sauerkraut, Wildgerichte, Gulasch, Räucherfleisch und Räucherwürste werden damit gewürzt.
- Durch ihren Zuckergehalt eignen sich die Beeren für die Schnapsbrennerei, und es werden auf geheimnisvolle Weise Gin, Genever, Steinhäger, Wacholder-, Kranewittschnaps und Krambambuli daraus destilliert.
- Sie sind auch häufiger Bestandteil von magenfreundlichen Ansatzschnäpsen.
- Aus Wacholderbeeren + Zweigspitzen, auf denen sie sitzen, kann man ganzjährig wie aus den Maiwipferln einen Sirup kochen! Er dient als Brotaufstrich und, mit Wasser verdünnt, als Durstlöscher.
- Ätherisches Wacholderöl (Aetheroleum Juniperi) wird durch Wasserdampfdestillation aus reifen, getrockneten Wacholderbeeren gewonnen.
- Arzneiliche Verwendung:
Wacholderbeeren und –nadeln wird eine leichte Giftigkeit zugeschrieben, die bei Überdosierung die Nieren schädigen kann, weshalb Personen mit Nierenschwäche und auch Schwangere Wacholder in keiner Form zu sich nehmen sollten! Die leichte Giftigkeit ist auf den Inhaltsstoff Sabinen zurückzuführen. Sabinen ist nicht wasserlöslich, löst sich aber gut in Alkohol.
- Daraus folgt, dass für heilkundliche innere Anwendungen dem Tee und dem sabinenfreien, ätherischen Wacholderöl der Vorzug zu geben ist!
Dosierung: Die Tagesdosis für einen Erwachsenen beträgt 2 g bis maximal 10 g getrocknete Wacholderbeeren, entsprechend 20 – 100 mg ätherisches Wacholderöl.
- Nicht übertrieben verwendet, hilft Wacholder bei vielerlei Beschwerden, denn er wirkt,
- schulmedizinisch anerkannt,
harntreibend
entkrampfend
sekretionsfördernd (verdauungsfördernd)
Darmperistaltik fördernd
hautreizend
durchblutungsfördernd
- Harntreibender Wacholdertee:
Ein Esslöffel zerdrückte Beeren auf eine Tasse kochendes Wasser, nach zehn Minuten abseihen.
Tagesdosis: 2 g bis maximal 10 g getrocknete Wacholderbeeren
Hinweis: Eine Kombination mit Birkenblättern hat sich als Blasen- und Nierentee als sinnvoll erwiesen.
- Verdauungsförderndes Äth. Wacholderöl in Weichgelatinekapseln:
Anwendung bei fehlendem Appetit in der Tagesdosis von 20 - 100 mg äth. Wacholderöl.
- Die Volksheilkunde
spricht dem Wacholder zusätzlich eine auf Mann und Frau aphrodisierende und antibakterielle Wirkung zu.
Sie verwendet ihn innerlich auch bei entzündlichen, bakteriellen Erkrankungen der ableitenden Harnweg und bei rheumatischen Beschwerden.
- Harntreibender Wacholderwein:
50 zerquetsche Wacholderbeeren in 1 Liter Weißwein 10 Minuten sanft kochen. Abgekühlt abseihen, dabei die Beeren ausdrücken. Täglich 125 ml als Aperitiv genießen.
- Alternative, alkoholschonende Zubereitung: In einer verschlossenen Schraubflasche Wein und zerquetschte Wacholderbeeren gemeinsam 7 Tage bei Zimmerwärme ziehen lassen. Öfters kräftig durchschütteln.
- Wacholdertinktur
Anwendung gegen rheumatische Beschwerden. Kann auch mit anderen Pflanzen wie Arnika, Weidenrinde, Mädesüß und Rosmarin gemischt werden.
Zubereitung siehe unter "Tinkturen selber machen, Grundrezept" !
Wenn man Arnika mitverwenden möchte: Da Arnika sonnig angesetzt wird, extra ansetzen und erst die fertigen Tinkturen mischen.
- Direktanwendung von Wacholderbeeren
Täglich 2 – 5 getrocknete Beeren langsam gegessen wirken appetitanregend, verdauungsstärkend, vertreiben üblen Mundgeruch, Magendrücken und Sodbrennen.
- Kneipp empfiehlt bei Rheuma und bei schwachem Magen, zweimal im Jahr folgende vielerprobte
Wacholderbeeren-Kur :
Am 1. Tag 4 Beeren kauen und genießen,
jeden weiteren Tag bis einschließlich den 12. Tag jeweils eine Beere mehr kauen und genießen.
Das sind dann am 12. Tag 15 Beeren.
Daraufhin reduziert man wieder täglich die Anzahl der verspeisten Beeren um 1, bis man wieder bei 4 Beeren angelangt ist.
- Ätherisches Wacholderöl
- Steigert als Badewasserzusatz die Blutzirkulation, ist hilfreich bei Muskelverspannungen und Erkältungen: 10 - 20 Tropfen Öl mit 250 ml Milch vermischen und dem warmem Badewasser zugeben.
- Ätherisches Wacholderöl ist bei Erkältungskrankheiten, Gelenks- und Gliederschmerzen, Rücken- und Genickschmerzen und bei Rheumatischen Beschwerden hilfreich in Heilsalben wie „Adlerbalsam“ und „Wacholdersalbe“.